Einfach fotografieren? Einfach draufhalten und den Auslöser durchdrücken? Naja, ein wenig komplizierter ist die Fotografie sicherlich schon. Immerhin gibt es ja auch noch Dinge wie Bildaufbau, Belichtungszeit, Blende und (Un)Schärfe, Farben, Formate, Filter… und: Technik. Diese scheint allerdings so manches Mal die Krux zu sein. Wer sich mit Fotografie beschäftigt, der muss sich auch mit der Technik auseinandersetzen. Das war schon immer so. Aber mit der digitalen Fotografie hat dies an Bedeutung gewonnen. Oder zumindest erhält sie plötzlich mehr Aufmerksamkeit als in analogen Zeiten. Heute, in der digitalen Welt, kommt man viel schneller an alle möglichen Informationen und man tauscht sich nicht mit ein paar Fotografiebegeisterten im Bekanntenkreis oder beim lokalen Fotoklub um die Ecke aus – sofern es soetwas überhaupt noch irgendwo gibt.
Dank einschlägiger Foren im Internet ist der Fotoklub heute dezentral und hunderte, ja tausende Fotografen, vom Hobbyist über den ambitionierten Amateur bis hin zum Profi, können sich bis ins kleinste Detail über jeden technischen Aspekt ihrer Ausrüstung austauschen.
Und dabei verliert man sich dann schnell mal in Diskussionen darüber, welcher Sensor oder welcher Hersteller der Beste ist. Oder welche Vor- und Nachteile MFT- oder APS-C-Syteme haben. Ist vielleicht doch das Vollformat der Heilige Gral in der Fotografie? Und wieviele Linienpaare löst eigentlich die neue Festbrennweite auf?
Manchmal gipfelt es gar in Fragen zu den physikalischen Grundlagen der Fotografie und des Lichts. Hinzu kommt, dass sich gerade die digitale Technik rasant weiterentwickelt. Höher auflösende Sensoren, besseres Rauschverhalten und schnellere Bildverarbeitung in der Kamera. Damit folgt dann direkt die nächste Frage: Lohnt sich der Umstieg auf ein neues, aktuelleres System? Rechtfertigen die Vorteile den Anschaffungspreis und welche Teile der aktuellen Ausrüstung kann man weiterhin verwenden? Würde man mit dem neuen System bessere Bilder machen und in fotografische Bereiche vordringen, die mit dem aktuellen Equipment nahezu unmöglich sind? Oder ist es nur das Marketing der Hersteller, das einem suggeriert, dass man ein Systemupgrade benötigt? Und dann steht ganz am Ende des Workflows noch der – von Zeit zu Zeit aufzurüstende – PC samt RAW-Konverter und Bildverarbeitung, bei denen der Hersteller dann natürlich auch regelmäßig neue Versionen mit fantastischen neuen Funktionen anbietet.
Allesamt wichtige und spannende Themen für den Fotografen – aber dennoch alles nur ein Vehikel für die Kreativität hinter dem Sucher.
Und wo bleibt am Ende das Foto, wenn man sich nur noch mit der Technik beschäftigt und man nicht mehr loszieht, um sich mit dem kreativen Part der Fotografie auseinanderzusetzen?
In diesem Sinne: Einfach mal raus gehen. Einfach mal die Kamera mitnehmen. Einfach fotografieren!